Google Glass: Computer-Brille der Zukunft
Der Internetkonzern Google weitet seine Geschäftsfelder immer weiter aus. Neuester Clou: eine intelligente Brille, die das Handy ersetzen kann. Der Grundgedanke ist so naheliegend wie einleuchtend: statt der kleinen Blechbüchse, für die man stets eine Hand frei haben muss, wird die online-Verbindung inklusive Telefonie in Zukunft nur noch mit einem kleinen Gerät bewerkstelligt, das man sich bequem an einer Brille oder einem Gestell vor die Augen setzen kann. Somit hat man beide Hände frei und kann sich gleichzeitig in der Realität und der virtuellen Online-Welt bewegen. Die neue Google-Brille wird unter dem Namen "Project: Glass" entwickelt. Neu: Wie funktioniert die Google-Brille (technisch)?
Die Brille der Zukunft
Hier das Video, mit dem Google seine neue Brille der Allgemeinheit vorgestellt hat (4. April 2012):
Was bedeutet "augmented reality"?
Google nutzt für seine Brille eine Technik, die man "augmented reality" (engl. für "erweiterte Realität") nennt. Darunter versteht man ein Konzept, bei dem virtuelle Bilder auf ein reales Bild projiziert werden. Das virtuelle Bild bzw. die entsprechenden digitalen Informationen werden also auf dem Brillenglas zu sehen sein, und zwar durchscheinend. Das virtuelle Bild überlagert das reale Bild. Es wird abzuwarten sein, inwiefern diese visuelle Herausforderung von den Google-Brillenträgern gemeistert wird. Vielleicht sieht man bald ständig Leute gegen Laternenpfähle laufen ;-)
Google Glass als Tor zum Internet
Die neue Brille ist quasi ein kleiner Computer. Man kann eine Verbindung mit dem Internet herstellen und zum Beispiel Informationen über den Ort abrufen, an dem man sich befindet, Wetterdaten empfangen oder Emails abrufen. Im Grunde all das, was man auch mit heutigen Smartphone machen kann.
Die Brille als Digitalkamera
Eine wesentliche Funktion heutiger Smartphones ist die Möglichkeit, Fotos und Videos zu machen. Natürlich wird man auch mit der Google-Brille digitale Bilder festhalten können. Der Google-Mitarbeiter Sebastian Thrun ist an dem Projekt beteiligt - und er hat ein Foto bei GooglePlus eingestellt, das er mit der neuen Brille gemacht hat.
Wie wird Google Glass gesteuert?
Nun fragt man sich natürlich: wenn es keine Tasten mehr gibt und auch sonst keine manuelle Steuerung mehr nötig ist, wie kann man die Funktionen wie Handy, Fotokamera oder Internet-Informationen denn überhaupt steuern? Laut Google soll das mit Sprechen funktionieren - zum Teil wohl auch durch Kopfbewegungen, wobei ich mir das sehr fehleranfällig vorstelle. Wie Apple bereits mit seinem iPhone 4S vorführte, ist die Sprachsteuerung von moderne computerbasierten Geräten inzwischen praxistauglich. Aber natürlich stellt sich die Frage, wie sich das Bild des Menschen in unseren Straßen dann in Zukunft wandelt. Vermutlich haben viele, die in Zukunft vor Laternenpfähle knallen, vorher mit sich selbst gesprochen...
Wann und wo kann man die neue Google-Brille kaufen?
Medienberichten zufolge soll die Entwicklung der neuen Brille schon so weit fortgeschritten sein, dass sie bald in Serienproduktion gehen kann. Sie soll angeblich schon im Jahr 2012 zu erwerben sein. Angeblich soll sie ungefähr so viel wie ein Smartphone kosten - was allerdings noch nicht so viel sagt, weil die Preise in dem Bereich doch stark auseinander gehen. Wahrscheinlich wird sich der Einstiegspreis so um die 400 Euro bewegen.
Update: nach neuesten Informationen soll Google Gründer Sergey Brin gesagt haben, dass er hoffe, dass die Brille "im kommenden Jahr" auf den Markt komme. (30. Mai 2012, Quelle)
Über welche Vertriebswege Google die Brille verkaufen wird, ist noch nicht raus. Vermutlich wird man sie bei ausgewählten Optikern ebenso kaufen können wie im Technik-Fachhandel oder Handy-Shops.
Die Google-Brille als echte Handy-Alternative für Brillenträger
Insbesondere für Menschen, die sowieso schon einen Brille tragen, wird die neue Google-Brille wohl eine echte Alternative sein. Denn wie Eingangs erwähnt, kann man mit der Google-Brille auch telefonieren, ohne sich dabei ein Gerät ans Ohr halten zu müssen.
Die bislang vorgestellten Modelle sind laut Google bislang zwar noch nicht für Menschen mit Fehlsichtigkeit (Weitsichtigkeit oder Kurzsichtigkeit) konstruiert - sie bestehen also nur aus einem Anhang an ein Brillen-Gestell. Aber es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es bald auch entsprechende Google-Brillen geben wird, die auch die Fehlsichtigkeiten ausgleichen. Die Kosten dafür werden aber sicherlich entsprechend höher sein.
Man kann davon ausgehen, dass auch viele Menschen, die noch keine Brille tragen, darüber nachdenken werden, sich eine zuzulegen. Wer also heute vor der Entscheidung steht: "Brille oder Kontaktlinsen", der sollte sich vielleicht doch eher an eine Brille gewöhnen. Denn in die Kontaktlinsen kann Google sein "Minicomputer-Smartphone" noch nicht einbauen :-)
Aber vermutlich arbeitet Google bereits daran ...
Mehr über den aktuellen Stand der Dinge auf der offiziellen GooglePlus-Seite, die das Entwicklerteam von Google extra für das Project Glass eingerichtet hat.
Abschließend noch zwei Videos. Das erste zeigt die Präsentation des Google-Chefs Larry Page bei der diesjährigen Zeitgeist-Konferenz (22. Mai 2012). Er trägt natürlich die neue Brille :-)
Weitere Artikel zum Thema:
- Tagesschau.de: Brille statt Smartphone
- SpiegelOnline: Google präsentiert Computerbrille